Parallelwelten

2007-04-25 Aus Von christiankohl

Es gibt sie, die vielzitierten und diskutierten Parallelwelten. Anders lässt sich nicht erklären, was so alles im Fußball passiert. Wer gestern ManU gegen Milan gesehen hat, der weiß, dass der Topfußball längst ganz anders aussieht, als Bayern und ein Großteil der Bundesliga das so sehen und spielen. Derzeit ist Werder wohl die einzige Mannschaft, die von der Spielanlage her da mithalten kann, leider aber eben finanziell und damit von Qualität und Breite des Kaders her eben nicht. Bayern hätte diese Mittel (trotz des Gejammers über zuwenig Fernsehgelder), aber Bayerns Problem ist nicht der finanzielle Vorsprung der Clubs aus England, Spanien und Italien, sondern fehlende (nachhaltige) Konzepte. Das kommt beim derzeitigen Bayernbashing viel zu kurz. Es geht nicht darum, dass die Einkaufspolitik schlecht war und jetzt „Kracher“ her müssen. Nüchtern betrachtet hat Bayern einfach auch sehr viel Pech gehabt dieses Jahr. Viel wichtiger ist jedoch, dass Bayern es seit Jahren nicht geschafft hat, langfristig einzelne Spieler und das Spiel der Mannschaft an sich weiter zu entwickeln. Deutlich wird das immer am Beispiel Santa Cruz. Da heißt es immer: Fehleinkauf, Erwartungen nicht erfüllt. Aber es fragt niemand, warum in den acht Jahren bei Bayern niemand in der Lage war, den Spieler zu formen? Warum stagnieren so viele Spieler? Warum entwickelt sich das Spiel der Mannschaft über Jahre hinweg nicht? Die Doppel-Double Jahre täuschen da ein wenig, denn da half die individuelle Klasse eines Ballack mit, die Defizite zu verdecken. Auch ManU hat nicht 11 Superzauberer auf dem Platz gehabt gestern. Sie haben eigentlich mit Rooney und Ronaldo nur zwei Weltstars, die beide noch eher am Anfang sind, Scholes und Giggs sind sicherlich auch Topspieler, Carrick kann einer werden, aber der Rest ist, einzeln betrachtet, sicher nichts, wovor man sich fürchten muss. ManU hatte riesige Verletzungsprobleme, die komplette Defensive fiel aus, sie gerieten in Rückstand, kassierten zwei Heimgegentreffer. Und trotzdem zeigten sie ein Riesenspiel gegen einen starken Gegner. Wie geht das? Das geht ganz einfach: Sie hatten Power, sie hatten einen „gameplan“. Wieso haben sie das? Weil sie seit Jahren kontinuierlich mit Ferguson arbeiten. Trotz einer Schwächeperiode. Siehe Arsenal. Siehe übrigens auch Bremen. Und als Gegenbeispiel, um nicht immer Bayern zu bemühen, Real Madrid. Auch da wurde immer schon boulevardesk gehandelt: Ordentlich Kohle raushauen, neue Leute kaufen, besser wird es trotzdem nicht. Und deshalb würde es Bayern auch viel besser anstehen, einfach mal einen 5-10 Jahresplan aufzustellen, entsprechendes Personal zu holen und dann mal langfristig zu arbeiten. Und eben zur Not auch mal 1-2 Jahre ohne Titel durchstehen.