What is class war?
Es gibt ja viele Leute, die behaupten, dass es keinen Klassenkampf mehr gäbe. Oder auch nie gab. Irgendwie erinnern mich die immer an Leute, die rauchen. Egal. Jedenfalls gibt es gerade einen vortrefflichen Klassenkampf, nur die Parteien bzw. Frontlinien sind halt andere, nicht mehr so schematisch. Und die Exzesse in den letzten 20-30 Jahren immer größer geworden. Und dann gibt es doch tatsächlich ein paar Leute, die behaupten, Kapitalismus bzw. „die Marktwirtschaft“ ™ wäre kaputt. Auch das stimmt nicht. Der Kapitalismus funktioniert perfekt, besser denn je. Denn seine Hauptfunktion, die Konzentration von Reichtümern / Besitz / Macht in den Händen sehr, sehr weniger Menschen, erfüllt er mit Bravour. Es war die das Ziel oder die Aufgabe der „Marktwirtschaft“, vielen Menschen zu helfen, Lebensumstände zu verbessern, die Menschheit oder die Tierwelt vor dem Aussterben zu retten. Das darf man dem Kapitalismus nicht vorwerfen. Einzig und allein die Perfektionierung von Ausbeutung und Konzentration von Vermögen und Macht ist das Ziel der Marktwirtschaft und das funktioniert besser denn je.
Nachdem man (beginnend schon in den 80ern mit Thatcher und Reagan) in den 90ern und 00er Jahren endlich die – aus marktwirtschaftlicher Sicht – aufgeblähten Sozialsysteme geschrumpft hatte, schien fast alles gut. Durch ausreichende staatliche Gängelung und Umverteilung von unten nach oben (vor allem auch dank der SPD, wie immer) gab es ausreichend günstige (und verzweifelte) Arbeitskräfte. Ein paar praktische Krisen gab es auch along the way, die sind immer gut geeignet, um mit einem Mal sehr viel von unten nach oben umzuverteilen. Siehe bspw. die sog. „Bankenrettung“.
Doch dann passierten schlimme Dinge: In den letzten Jahren wurden die Arbeitskräfte aufmüpfig. Viele weigerten sich, für Billiglöhne zu arbeiten unter Kackbedingungen. Und es gab halt auch nicht genügend, um mehr Druck auszuüben. Das kann natürlich so nicht sein! Wie praktisch, dass es nun endlich wieder einen zünftigen Krieg gibt. Einerseits wieder mal eine groooße Chance, Gelder an Konzerne auszuschütten, die ohnehin schon Profite bis zum Abwinken abwerfen. Andererseits aber auch perfekt, um die ökonomische Situation vieler Menschen so drastisch zu verschlechtern, dass sie bald wieder um einen Job zum Mindestlohn betteln werden. Quasi eine win-win Situation für die Konzerne (der Rest verliert halt, wie immer im Casino).
Besonders schön zeigt sich Absurdität der sog. „wirtschaftlichen Gesetze“ und die staatliche Umverteilung von unten nach oben aktuell an der Gaspreisumlage und ähnlichen Konstrukten. Ein Unternehmen bietet seinen Kund*innen Waren zu einem Festpreis an. Es stellt fest, dass es sich verkalkuliert hat und auf einmal dieser Festpreis zu Verlusten führen würde. Für ein normales Unternehmen, bspw. einen Handwerksbetrieb oder einen Modeartikelversand, wäre das ein sog. „unternehmerisches Risiko“. Je größer das Risiko, desto größer die Chance auf Gewinne und Verluste. Wenn letzteres, dann halt Kacke, muss man wohl Kosten einsparen, Eigenkapital aufbrauchen oder ab in die Insolvenz. Bei den Gasnazis wird damit argumentiert, dass sie „systemrelevant“ seien, weshalb auf einmal diese Gesetze nicht mehr gelten. Das kann man ein Stück weit auch nachvollziehen. Was nicht nachvollziehbar ist, ist dass – genau wie 2008/2009 – die Gewinne schön privatisiert werden/bleiben, während die Verluste auf einmal vergesellschaftet werden. Aber dafür hat der Kapitalismus ja die SPD – die ultimative Verräterkaste, die eben genau solche Dinge durchdrückt. Dabei ist dies natürlich mitnichten alternativlos, es hätte auch andere Lösungsmöglichkeiten gegeben. Genauso wie eben auch die Vorstände der Airlines und Flughäfen Millionen-Boni erhalten, ihre Firmen Milliardenprofite erwirtschaften und gleichzeitig einen absoluten Kackjob verrichten und Millionen von Kund*innen um ihr Geld betrügen. DAS ist Unternehmertum in Reinform – eben den maximalen Profit by any means necessary erzielen. Nichts anderes. Also steckt euch euer Gelaber von social entrepreneurship dahin, wo die Sonne (noch) nicht scheint.