Lebenslang Grün-Weiß?

2013-05-23 Aus Von christiankohl

Endlich ist es vollbracht. Die Saison ist vorbei und die Ära Schaaf ist vorbei. Wer hätte gedacht, dass ich letzteres mal begrüßen würde? Nun, ich hatte es schon ein paar Mal gefordert. Es ist eigentlich ganz einfach. Thomas Schaaf ist ein großer Trainer. Er ist ein Stück Werder. Und wird das auch immer bleiben. Seit 1972 im Verein, als Spieler immer solide, große Erfolge unter Rehagel. Dann Jugendtrainer, Amateurtrainer, Not-Chefcoach, vor dem Abstieg gerettet, die Drecksbayern im Pokalfinale geschlagen, zusammen mit Allofs neue Mannschaft gebaut, geile Spieler geholt und integriert, Meister und Pokal und sechs Mal Champions League in Folge, nochmal Pokal, UEFA-Cup Finale. Geile Zeit.

Aber schon zu noch Erfolgszeiten gab es Kritikpunkte – bestimmte Verhaltensmuster konnten nie abgestellt werden und als dann das beinahe schon unglaubliche Glück bei Transfers ausblieb, über Jahre hinweg die Verletzungsseuche Werder begleitete (wohl nicht ganz unverschuldet, seit Schnittker da ist, ist es deutlich besser) und schlichtweg die Weltklasse in der Offensive fehlte um die Mängel in der Defensive zu kaschieren, da ging es bergab. Und/Oder um es mal zuzuspitzen: Als Frank Baumann seine aktive Karriere beendete, ging es bergab.

Schaaf und Allofs leisteten sich etliche sehr teure Fehltransfers, hatten gleichzeitig nicht die Geduld/den Willen/das Können, den Nachwuchs richtig heranzuführen. Die immer schon vorhandenen Mängel wurden nicht mehr durch Ausnahmekönner wie Baumann (!), Micoud, Diego, Klasnic, Klose, Özil … überdeckt. Und es fehlte Ümit Davala. Auch ein Spieler, der selten genannt wird, aber mit 1-2 Spielern mit der Mentalität von Davala wäre zwischen 2004-2008 sicher noch ein Meistertitel drin gewesen (v.a. im Stuttgart-Jahr). Zudem war das Scouting zunehmend grottig und – das hat die Werder Geschäftsführung in Person von Fischer ja inzwischen zugegeben – man unterlag bei Werder diversen Fehleinschätzungen. Es tut schon weh, wenn man sieht, welche Spieler zwischen 2007-2011 auf dem Markt waren, für wie viel Geld die wohin gewechselt sind und welche Graupen Werder für teilweise deutlich mehr Geld geholt hat … ich sage nur Bender-Zwillinge. Die aus meiner Sicht allergrößte Fehleinschätzung, für die ich absolut kein Verständnis habe und die Werder am meisten geschadet hat, gab es in der Baumann-Nachfolge. Ich verstehe es bis heute nicht. Da sitzen ausgewiesene Fußballfachleute, die ganze Welt ist sich einig, dass diese Position die wichtigste im modernen Fußball ist – und Werder holt niemanden. Nix. Unbelievable.

Gleichzeitig hatte Bremen das Problem, dass eine der großen Stärken („die Werder Familie“) auch zur größten Schwäche wurde. Jede Firma braucht immer mal wieder neue Leute von draußen, die neue Ideen, Impulse, Ansätze mitbringen. Werder hat zu lange immer nur aus den eigenen Reihen besetzt, was sicher erschwert oder verhindert hat, dass neue Wege gegangen werden konnten. Das ist ganz normal, man nennt das Entropie … .

Und wenn man über so viele Jahre trotz des teilweise mehrfachen Austauschs nahezu aller Spieler die Mängel nicht abstellen kann, muss es doch auch ein Stück weit am Trainerteam liegen, oder? Und vor allem immer wieder dieselben Statements und Begründungen, ohne Lösungen zu präsentieren. Wenn ich meinen Job so machen würde, wäre ich nach drei Wochen gefeuert.

Insofern finde ich den Schritt gut, Eichin hat bislang alles richtig gemacht. Danke, Thomas Schaaf, für 41 Jahre Werder, für geile, irre Spiele, coole Interviews und angenehm unaufgeregte und unangepasste Statements!

Danke Thomas Eichin dafür, dass mutig Entscheidungen getroffen werden, Leute von außerhalb zugeführt werden, dass das Schmoren im eigenen Saft (aka der Bremer Filz) ein Ende hat. Und wenn es wirklich Robin Dutt wird, freue ich mich sehr.